Honigsüss - ein weiteres HTCP-Experiment



Meine neueste Seife ist auf den ersten Blick eine ganz normale Honigseife, sie duftet zum Anbeissen und hat eine wunderbare Färbung und ich freue mich schon sehr aufs erste Anwaschen, aber für mich ist sie in erster Linie ein Versuch gewesen und irgendwie auch ein Beweis für mich selber, scheinbar unmögliches eben doch irgendwie möglich zu machen. 😁

Seit meinen ersten Experimenten mit der HTCP-Methode hat mir eine Sache keine Ruhe gelassen und das war das völlige Desaster mit dem Bienenwachs...
In einer der damaligen Versuchsseifen, einer Honig-Seife, hatte ich 3% Bienenwachs eingeplant und bin davon ausgegangen, dass die um die 80 Grad heiße Lauge es locker schaffen würde, den Wachs, dessen Schmelzpunkt bei 62-66 Grad liegt, schmelzen zu lassen. Das war allerdings ein fataler Denkfehler, denn ich hatte nicht bedacht, dass das Gemisch aus festen zimmerwarmen Fetten und heißer Lauge nach dem Zusammentreffen augenblicklich stark herunterkühlt.
So stand ich also hilflos daneben und musste mit ansehen, wie das Ganze in Rekordzeit abkühlte und meine Lauge zwar brav alle anderen Fette geschmolzen hatte, der Bienenwachs aber völlig unbeeindruckt von der Wärme in dem Gemisch herumschwamm. Und zu diesem Zeitpunkt waren die flüssigen Fette/Öle noch nicht mal mit im Spiel, die die ganze Geschichte ja nun mal noch weiter abkühlen lassen. Auweia... 🙈
Ich bin nicht besonders Troubleshooting-versiert und habe auch nach fast zwei Jahren Seifensiederei noch immer einen Heidenrespekt vor der Lauge, deshalb war mir klar, dass ich das Ding jetzt irgendwie durchziehen und zu Seife verarbeiten musste und ich habe händeringend überlegt, wie ich das Ganze denn jetzt wieder aufheizen könnte, um den Bienenwachs vielleicht doch noch klein zu kriegen... bis mein Blick auf den Honig fiel. 😎 Immer wieder predige ich selber ja, wie sehr Honig den Seifenleim und auch die Seife in der Form aufheizen kann und dass man damit vorsichtig sein muss, aber in diesem einen speziellen Fall bin ich auf volles Risiko gegangen und hab schnell die flüssigen Fette/Öle und unmittelbar danach den Honig zum Rest gekippt und gnadenlos den Püri walten lassen.
Das solltet Ihr so bitte niemals nachmachen!!! 🙈
Normalerweise würde ich den Honig so spät wie möglich zum Seifenleim geben und einrühren, um ihm nicht soviel Zeit zum Aufheizen zu lassen und dann wandert die frisch eingeformte Seife sofort in den Kühlschrank.

Am Ende ist es Seife geworden, aber ich war unzufrieden. Erstens, weil ich schlecht damit umgehen kann, wenn es beim Seifeln so stressig wird (ich bin eher jemand von der ganz übervorsichtigen Sorte) und zweitens hat sich der Bienenwachs zwar irgendwie wenigstens etwas erweichen lassen, aber ein leichtes "Peeling" in der Seife hinterlassen und seitdem habe ich in meinen HTCP-Seifen einen weiten Bogen um Bienenwachs und andere Wachse gemacht. 😳

Irgendwie konnte ich das nicht auf mir sitzenlassen, zumal ich so gerne nach der HTCP-Methode siede und mich ungerne in der Auswahl der Zutaten einschränken lasse (auch wenn meine Rezepte jetzt nicht sooo häufig Bienenwachs enthalten 😉), also habe ich mich ein weiteres Mal in den Kampf mit dem Bienenwachs gestürzt.


Die Zusammenstellung ist der meiner "Hey Honey" sehr ähnlich, nur diesmal ohne Sole und statt dessen mit Bienenwachs, der die Seifen ja auch härter und glatter machen soll.

Verseift wurden 25% Olivenöl, 20% Rapsöl, 30% Kokosöl nativ, 12% Sheabutter, 10% Kakaobutter, 3% Bienenwachs
ÜF: 13%
Wassermenge: 27% bezogen auf die GFM
Zusätze auf 500g GFM: 2 große gehäufte EL Ziegenmilchpulver, 10% Bio-Honig
Duft: "Scottish Blossom Honey" von Gracefruit
Herstellungsart: HTCP


Das Ziegenmilchpulver habe ich vorher gründlich in die nicht erwärmten flüssigen Fette/Öle eingerührt und diese dann wie gewohnt nach dem Aufschmelzen der festen Fette durch die heiße Lauge in das Gemisch eingerührt.

Von der Gesamtflüssigkeitsmenge habe ich vor dem Anrühren der Lauge 2EL abgezweigt und damit den Honig etwas fließfähiger gerührt. Ein Erwärmen von Wasser und Honig war dafür nicht nötig. 😉


Ja, und dann war da noch die Sache mit dem Bienenwachs. 😎
Ich hatte mir zuvor überlegt, dass man wahrscheinlich nicht drumherum kommt, den BW vor Hinzugabe auf dem Herd zu schmelzen, was ich dann während des Abwiegens der übrigen Zutaten auch getan habe. Der günstigste Zeitpunkt zum Hinzufügen des BW schien mir der Moment zu sein, wenn die heiße Lauge auf die Fette trifft, also habe ich unmittelbar nach der Lauge den flüssigen, heißen Bienenwachs hinzugegeben. Auch das war für meine Verhältnisse recht gewagt, muss ich gestehen. 🙈
Und was ist passiert? Da wollte der blöde Bienenwachs doch tatsächlich schon wieder augenblicklich aushärten!!! Nicht zu fassen, aber ich habe ihn nicht gelassen und gerührt und gerührt wie eine Blöde, die flüssigen Fette/Öle hinterhergekippt und dem Ganzen sofort mit dem Püri den Garaus gemacht.
Später kam dann ganz gemütlich der Honig und der Duft dazu und da war die Welt auch schon wieder in Ordnung. 😊


Der Seifenleim war brav, ist wie so oft bei Honigseifen leicht errötet und hat sich trotz der erhöhten Menge an festen Fetten wunderbar und "bienenwachsstückchenfrei" verarbeiten lassen.
Die Seifen haben die Nacht wieder in der Kälte verbringen müssen und waren am nächsten Tag noch etwas zu weich zum Ausformen, sind dann aber zügig weiter ausgehärtet.


Die beste Nachricht ist sicherlich die, dass ich diesmal kein Bienenwachs-Peeling in der Seife habe, trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob ich diese Prozedur so nochmal wiederholen möchte und erst recht nicht, ob ich sie Euch weiterempfehlen würde, denn das Ganze hat sich doch recht heikel angefühlt. Aber vielleicht spricht da auch nur der Softie aus mir. 😇🙈

Anfängern rate ich jedenfalls dringend davon ab, die in diesem Beitrag erwähnten Praktiken nachzumachen. Das Rezept für diese Seife lässt sich wesentlich entspannter im guten, alten CP-Verfahren verwirklichen, wenn Ihr die Besonderheiten im Umgang mit Honigseifen beachtet. 😉

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