Seifenopern - eine Testreihe



Irgendwie hab ich´s nicht so mit dem Swirlen.
Das mag zum einen daran liegen, dass ich ein bisschen faul bin und meistens keine Lust habe, viele Farben anzurühren und im Nachhinein all die Becherchen zu spülen, zum anderen daran, dass mir meine Swirls meistens nicht sonderlich gut gefallen. 🙈 
Oft verliere ich beim Swirlen die Geduld und fange irgendwann an, wild und völlig planlos in der Seife herumzurühren, auch wenn ich mir vorher fest vorgenommen hatte, mich diesmal wirklich zusammenzureissen. 😅
So kommt es, dass meine letzten Swirl-Versuche schon eine Weile her sind und ich gut damit leben kann, die wunderschönen Swirls anderer Sieder zu bewundern, die mehr Talent dafür haben. 😍


Für die kunstvollen, geschwungenen Muster, die mit einem Bügel (Beispielvideo von Petra Feddeck), (Schaschlik-)Holzstäbchen (Beispielvideo von Soapish) oder durch bestimmte Eingieß-Techniken (Beispielvideo von Fräulein Winter) in die Seife gebracht werden, braucht es einen Seifenleim, der möglichst lange flüssig bleibt. 
Ein höherer Anteil flüssiger Fette im Rezept, ausreichend Wasser zum Anrühren der Lauge und brave Düfte sind günstige Voraussetzungen für einen swirlfähigen Leim. Zucker im Laugenwasser oder etwas Sojacreme (bis 10% bezogen auf die GFM) als spätere Zugabe zum SL sollen die Fließfähigkeit zusätzlich fördern, aber auch die Temperatur von Fetten und Lauge während der Verarbeitung spielt hierbei eine nicht ganz unwesentliche Rolle. 
Je kühler beides beim Zusammenrühren ist, desto langsamer kommt der Verseifungsprozess, sprich das Andicken des Leims, in Gang und desto länger bleibt der Seifenleim flüssig, so dass genug Zeit bleibt, ihn aufzuteilen, die Teile einzufärben und "zusammenzuswirlen". 
Bei früheren Swirl-Versuchen habe ich stets darauf geachtet, Fette und Lauge auf unter 30 Grad abkühlen zu lassen, bevor ich sie zusammengegeben habe.


Wie Ihr aber vielleicht schon mitbekommen habt, bin ich in letzter Zeit etwas beim HTCP-Verfahren hängengeblieben. 😉
Das "Heat Transfer Cold Process"-Sieden ist eine Methode, bei der die Hitze der frisch angerührten Lauge genutzt wird, um die festen Fette zu schmelzen, bevor die flüssigen Fette dazu kommen und das Gemisch schließlich wie gewohnt mit dem Püri bis zur gewünschten Konsistenz emulgiert wird.
Durch das Zusammenbringen von heißer Lauge und zimmerwarmen Fetten sinkt die Gesamt-Temperatur zwar schnell und erheblich, aber dennoch ist die Temperatur letztendlich nicht gezielt planbar. Das heißt, dass HTCP für gewisse Seifenvorhaben zu wenig kontrollierbar und letztlich also ungeeignet ist. So zumindest die Theorie. 😎

Anfänglich war mein Hintergedanke, diese Methode für einfache, schlichte Seifen zu nutzen, wenn es mal schnell gehen muss, aber mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher, denn seit meinen ersten Versuchen habe ich schlicht und ergreifend jede Seife auf diese Art und Weise gesiedet. 😂

Aber wie macht sich das Verfahren denn nun, wenn ich z.B. swirlen will und ganz gezielt einen flüssigen Leim und genügend Zeit brauche? Kann ich in einer HTCP die Konsistenz meines Seifenleims steuern?


Um das herauszufinden, habe ich den alten Swirlbügel und die Schaschlikstäbchen hervorgekramt und tief in die Farbkiste gegriffen (vielleicht teilweise etwas zu tief 🙊, aber über meinen Kontrollverlust beim Swirlen hatte ich ja schon gesprochen).
Eine einzelne Test-Seife wäre zu "zufällig" und nicht aussagekräftig genug gewesen, also sind es vier verschiedene geworden, bei denen ich bewusst darauf geachtet habe, die Rezepte ganz genau so zusammenzustellen, wie ich das auch für jeden anderen CP-Swirl tun würde.

Hier nun meine, vielleicht ein klitzekleines bisschen pompös geratenen, Ergebnisse.



Testseife "Turandot" nach meinem Swirly-Wirly-Rezept*: 30% Olivenöl, 27% Reiskeimöl, 8% Traubenkernöl,
30% Kokosöl nativ, 5% Kakaobutter.
ÜF: 13%. Wassermenge: 32% bezogen auf die GFM. Zusätze auf 500g GFM: 1g Seide, 3TL Zucker.
Duft: "Sun and Sand Type" von Natures Garden.


Ein klassischer Taiwan-Swirl, der sogar überraschend gut funktioniert hat. 😎
Das Rezept hat mir schon des öfteren gute Dienste geleistet, auch wenn Reiskeimöl eigentlich den Ruf hat, den Seifenleim schneller zum Andicken zu bringen.

Der Leim hatte eine Temperatur von 37 Grad, als ich ihn gefärbt habe und war ewig flüssig und sehr angenehm zu verarbeiten.

*Edit: Mittlerweile habe ich das Rezept etwas verändert und finde es jetzt noch toller. 😊
Die Neuauflage findet Ihr hier.



Testseife "Fidelio": 40% Olivenöl, 15% Reiskeimöl, 5% Jojobaöl, 5% Rizinusöl, 25% Kokosöl nativ, 10% Sheabutter.
ÜF: 13%. Wassermenge: 30% bezogen auf die GFM. Duft: "Black Soaps Best Baby" von Behawe.

Es begann mit einer Art Trichterswirl (ohne Trichter 😀) im Divi.


Irgendwann entlang des Weges habe ich wieder mal die Kontrolle verloren und angefangen, bei einigen Stücken wild mit dem Stäbchen herumzuswirlen. Ich weiß auch nicht, was da los ist; in diesen Momenten ergreift anscheinend irgendeine fremde Macht von mir Besitz und flüstert mir zu: "Rühr weiter, Moja, jaaa, und nochmal!" 👽

Nun ja, die Swirltemperatur lag bei 35 Grad und der Leim hat alle meine Anwandlungen willig mitgemacht. 😊




Testseife "Papageno": 40% Olivenöl, 20% Erdnussöl, 30% Kokosöl nativ, 10% Kakaobutter.
ÜF: 12%. Wassermenge: 29% bezogen auf die GFM. Duft: "Aprikosenkuchen" von Manske.


Dieser Swirl ist ganz klassisch in der Blockform entstanden, in die ich zuerst eine Lage ungefärbten Seifenleim gegossen habe, dann vom Rand aus abwechselnd die verschiedenen Farben in dünnen Schichten eingefüllt und wieder mit ungefärbtem SL bedeckt habe. Den Bügel habe ich dann kreisförmig einige Male durch die Form gezogen.

Die Temperatur des Seifenleims lag bei 32 Grad, als ich angefangen habe, ihn aufzuteilen und zu färben und der Leim war wunderbar und sehr lange flüssig.




Testseife "Un ballo in maschera": 30% Olivenöl, 20% Mandelöl, 10% Traubenkernöl, 25% Kokosöl nativ, 15% Kakaobutter.
ÜF: 13%. Wassermenge: 30% bezogen auf die GFM.
Zusätze auf 500g GFM: 1g Seide, 3TL Zucker, Kaolincreme nach Dandelion.
Duft: "Chèvrefeuille" von Behawe.


Hier habe ich zuerst den hellen Leim in die Form gefüllt, dann die farbigen Partitionen von oben aus unterschiedlichen Höhen in den Leim "fallen lassen" und mit dem Bügel durchgeswirlt.
Irgendwie macht mir diese Seife Angst. Seht Ihr es auch? 😮 Ich kann immer nur draufstarren. 😅


Der fertige SL hatte unmittelbar vor dem Färben eine Temperatur von 30 Grad und war cremig, aber doch sehr fließfähig.


Was kann man nun daraus schließen?
Auf jeden Fall, dass sich mit einer im HTCP-Verfahren hergestellten Seife genauso swirlen lässt wie mit einer "normalen" CP - auch ohne Swirl-Gen! 😜
Es stimmt, die Temperatur einer HTCP ist nicht punktgenau steuerbar, aber anscheinend muss sie das auch nicht. Die Chemie dahinter ist mir wieder mal ein Rätsel und ich kann nur die Schlußfolgerung aus den gesammelten praktischen Erfahrungswerten ziehen, dass ich viermal ganz gezielt swirlfähigen Leim wollte und diesen auch zu meiner 100%igen Zufriedenheit bekommen habe - jetzt mal völlig unabhängig davon, was ich daraus gemacht habe. 🙈😂
Die Fließfähigkeit des Leims ist also definitiv sehr wohl (und zwar über das Rezept) planbar.

Es ist kein Geheimnis, dass einer der Hauptfaktoren für die richtige Leimkonsistenz die Rezeptzusammenstellung ist, gepaart mit dem richtigen Timing, was das Rühren mit dem Püri betrifft... tja, und der Temperatur. Dieser Punkt gibt mir gerade große Rätsel auf, denn die Temperatur hatte bei allen vier Seifen keinerlei Einfluss auf die Fließfähigkeit des Leims... 💭
Ich werde es weiter beobachten, allerdings brauche ich als nächstes dringend wieder eine etwas weniger schrille Seife! 😂



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